Tabakkonsum weltweit


  • Weltweit rauchen über 1,1 Milliarden Menschen.
  • Laut Schätzungen waren 2019 weltweit 7,7 Millionen Todesfälle auf Tabakkonsum zurückzuführen.
  • In der Schweiz liegt der Anteil der Rauchenden höher als in den anderen einkommensstarken Ländern, obschon deren durchschnittliche Prävalenzen im internationalen Vergleich bereits hoch sind.
  • Bei der Tabakbekämpfung schneidet die Schweiz im Vergleich mit den fortgeschrittensten Ländern äusserst schlecht ab und hat sehr hohe Tabakprävalenzen.

Da die Datenquellen nicht vollständig vergleichbar sind, ist bei der vergleichenden Analyse des Tabakkonsums in der Schweiz und weltweit ein kritisches Vorgehen geboten. Einerseits leidet die Aussagekraft solcher Vergleiche daran, dass epidemiologische Befragungen auf das sozioökonomische, sprachliche und rechtliche Umfeld eines Landes zugeschnitten sein müssen und vor allem dass die Messungen im zeitlichen Verlauf vergleichbar sein müssen (Monitoring-Sicht, darum Präferenz für bereits aktive nationale Befragungen). Andererseits kann die Aussagekraft internationaler Vergleiche durch die soziale und kulturelle, ja sogar historische Ausprägung des Tabakkonsums und die bisweilen extrem unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen geschmälert werden. Die Kombination dieser Aspekte kann unsere Beobachtungen stark beeinflussen. (So können in einem Land z. B. grosse Fortschritte in der Tabakbekämpfung viel Zeit beanspruchen, bis sie Wirkung zeigen und im internationalen Vergleich als fruchtbar erscheinen.) Doch bieten uns gewisse internationale Standardisierungsansätze für die Bestimmung der Prävalenzen – etwa das Projekt Global Burden of Disease (GBD)[1],[2],[3] und die Schätzungen aus der Befragung Health Behaviour in School-aged Children[4] (HBSC), die 2017/2018 in nicht weniger als 45 Ländern durchgeführt wurde – Auskunft über die Entwicklung des Tabakkonsums weltweit und die Stellung der Schweiz im internationalen Vergleich, wenn sie mit Vorsicht herangezogen werden.

Es gilt zu beachten, dass schon mehrere Initiativen die internationale Stellung der Schweiz bewerten, beispielsweise bei der Tabakbekämpfung (vgl. Rubrik Tobacco Control Scale) und beim Beeinflussungspotenzial der Tabakindustrie auf politische und gesetzgeberische Prozesse (vgl. Rubrik Global Tobacco Industry Interference Index).

Das Rauchen in der Welt

Die Kooperationsstudie Global Burden of Disease[5],[6],[7] ist bislang der ausgereifteste Versuch, um die epidemiologischen Werte und Trends des Tabakkonsums weltweit zu erheben. Sie bietet weltweite Schätzungen für die Prävalenz des Tabakkonsums auf einer Datenlage aus 3625 repräsentativen Umfragen aus nicht weniger als 204 Ländern. Laut diesen Schätzungen rauchten 2019 32,7 Prozent der Männer und 6,6 Prozent der Frauen ab 15 Jahren Tabakprodukte (Abb. D1). Dies entspricht über 1,1 Milliarden Menschen (GBD 2019 Tobacco Collaborators. 2021[8]). Zudem verursachte der Tabakkonsum demnach im selben Jahr 7,7 Millionen Todesfälle. Während die Prävalenz des Tabakkonsums seit den 1990er Jahren weltweit rückläufig ist, hat die absolute Zahl der Rauchenden ab 15 Jahren in den letzten Jahrzehnten laut diesen Schätzungen wegen dem Bevölkerungswachstum zugenommen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt im übrigen, dass weltweit insgesamt über 1,3 Milliarden Menschen Tabak konsumieren; geraucht oder in anderen Konsumformen (WHO, 2021[9]).

Standardisierte Prävalenzen für Tabakkonsum (gerauchter Tabak)

Abbildung D1: Standardisierte Prävalenzen für Tabakkonsum (gerauchter Tabak) weltweit, in einkommensstarken Ländern und in der Schweiz, 2019 (Global Burden of Disease 2019).

Laut GBD-Schätzungen beträgt die für den internationalen Vergleich standardisierte Tabakprävalenz in der Schweiz 29,3 Prozent bei Männern und 23,4 Prozent bei Frauen (Abb. D1; GBD 2019 Tobacco Collaborators, 2021[10]). Im Vergleich zu den internationalen Schätzungen liegt die standardisierte Prävalenz in der Schweiz für die Männer geringfügig tiefer (32,7 %), für die Frauen aber deutlich höher (6,6 %). Bemerkenswert ist auch, dass die Schweiz unter den einkommensstarken Ländern Konsumprävalenzen aufweist, die sowohl bei den Männern (26,9 %) als auch bei den Frauen (17,6 %) deutlich über dem Durchschnitt liegen. Dabei gilt zu beachten, dass die WHO in ihrem Bericht über die weltweite Tabakepidemie 2021 schreibt, die Tabakprävalenz habe in den letzten Jahren zwar in den einkommensstarken Ländern rascher abgenommen, dort aber insgesamt immer noch zu den höchsten weltweit gehöre (WHO, 2021[11]). In diesem Bericht wurde die tägliche Tabakprävalenz für das Jahr 2019 modellhaft ermittelt. Im Vergleich zu den Nachbarländern erscheint die Schweiz hier mit 21 Prozent Täglich-Rauchenden im Mittelfeld (Deutschland 18 %, Italien 20 %, Österreich 21 %, Frankreich 28 %).

Tabakkonsum der 11- bis 15-Jährigen in Europa und Kanada

Die Befragung HBSC wurde in den Jahren 2017 und 2018 international in 45 Ländern (Europa und Kanada) durchgeführt (Inchley et al., 2020a[12]). Gemäss der Daten aus allen am Projekt beteiligten Ländern hatten von den damals 11-Jährigen 2 Prozent der Mädchen und 5 Prozent der Jungen mit Zigaretten experimentiert (mindestens einmal im Leben), bei den 13-Jährigen waren es 10 Prozent der Mädchen und 12 Prozent der Jungen, bei den 15-Jährigen 27 bzw. 29 Prozent (Inchley et al., 2020b[13]). Wie wir in unserer Präsentation über das Ausmass des Tabakkonsums bei den 11- bis 15-Jährigen in der Schweiz gezeigt haben, liegen hierzulande für die 11- und 13-Jährigen vergleichbare Zahlen vor (vgl. Rubrik Tabakkonsum unter Jugendlichen). Doch liegt die Prävalenz für das Experimentieren bei den 15-Jährigen in der Schweiz gemäss HBSC-Befragung über dem Länderdurchschnitt: 29 Prozent bei den Mädchen und 36 Prozent bei den Jungen (für den internationalen Vergleich bereinigte Schätzungen). Im Ländervergleich betrug der Zigarettenkonsum der letzten 30 Tage bei den 11-Jährigen 1 Prozent (Mädchen und Jungen), bei den 13-Jährigen 5 Prozent und bei den 15-Jährigen 15 Prozent. Für diese drei Altersgruppen wiesen die Schweizer Teenager Prävalenzen auf, die den geschätzten Durchschnittswerten aller HBSC-Länder entsprachen.

Schätzungen und Vergleiche zum Tabakkonsum von Teenagern

Im Rahmen ihrer Prognosen für den Zeitraum 2020–2025 stellt die WHO aufgrund der Daten aus der HBSC-Befragung, des Global Youth Tobacco Survey[14] (GYTS) und des School-based Student Health Survey[15] (GSHS) fest, dass 12 Prozent der 13- bis 15-Jährigen, also über 43 Millionen Teenager in irgendeiner Form Tabakprodukte konsumieren (WHO, 2021[16]). Zudem konsumieren demnach rund 3,6 Prozent dieser Altersgruppe (4,5 % Jungen, 2,5 % Mädchen) oder 13 Millionen 13- bis 15-Jährige weltweit rauchfreie Tabakprodukte.

Tabakbekämpfung im Vergleich mit vorbildlichen Ländern

Anfang 2022 hat sich das europäische Parlament für eine «tabakfreie Generation» bis 2040 verpflichtet. Länder wie Australien, Neuseeland, Irland, England, Finnland und die Niederlande haben in den letzten Jahren (und Jahrzehnten) eine vorbildliche Tabakpräventionspolitik entwickelt. Damit stellen sie interessante Referenzen für die Schweiz dar, die bei der Tabakbekämpfung eines der Schlusslichter weltweit ist (vgl. Rubrik Tobacco Control Scale).

Unter Berücksichtigung der standardisierten Schätzwerte aus der Studie Global Burden of Disease (GBD 2019 Tobacco Collaborators. 2021[17]) liegen die Prävalenzen für Tabakkonsum in der Schweiz mit 23,4 Prozent (Frauen) bzw. 29,3 Prozent (Männer) deutlich höher als in Finnland (18,1 % bzw. 24,8 %), den Niederlanden (20,4 % bzw. 25,0 %), Irland (22,8 % bzw. 21,9 %) und Grossbritannien (18,1 % bzw. 21,7 %). Noch einmal deutlich niedrigere standardisierte Prävalenzen wiesen Neuseeland (15,2 % bzw. 18,4 %) und Australien (14,4 % bzw. 16,4 %) aus.

Auf der Datengrundlage der HBSC-Befragung 2017/2018 (Inchley et al., 2020b[18]) liegt die Schweiz beim Experimentieren der 15-Jährigen (mind. einmal im Leben geraucht) mit 29 Prozent der Mädchen und 36 Prozent der Jungen in Reichweite zu Finnland (32 % bzw. 34 %), das 2018 im Vergleich zur früheren Befragungswelle jedoch äusserst stark sinkende Werte aufweist. Zugleich stand die Schweiz deutlich weniger gut da als Irland (zweimal 19 %), England (20 % bzw. 25 %) und Niederlande (24 % bzw. 22 %).


[1] Global Burden of Disease (GBD). healthdata.org/gbd/2019, eingesehen am 23. Februar 2022.

[2] «Global Burden of Disease.» In: The Lancet. thelancet.com/gbd, eingesehen am 23. Februar 2022.

[3] WHO, The Global Health Observatory. «Global Health Estimates: Life expectancy and leading causes of death and disability.» who.int/data/gho/data/themes/mortality-and-global-health-estimates, eingesehen am 23. Februar 2022.

[4] HBSC Switzerland. «Schweizer Schülerinnen- und Schülerbefragung zum Gesundheitsverhalten.» hbsc.ch, eingesehen am 23. Februar 2022.

[5] Global Burden of Disease (GBD). healthdata.org/gbd/2019, eingesehen am 23. Februar 2022.

[6] «Global Burden of Disease.» In: The Lancet. thelancet.com/gbd, eingesehen am 23. Februar 2022.

[7] WHO, The Global Health Observatory. «Global Health Estimates: Life expectancy and leading causes of death and disability.» who.int/data/gho/data/themes/mortality-and-global-health-estimates, eingesehen am 23. Februar 2022.

[8] Global Burden of Disease Study 2019 Tobacco Collaborators. 2021. In: The Lancet. «Spatial, temporal, and demographic patterns in prevalence of smoking tobacco use and attributable disease burden in 204 countries and territories, 1990–2019: a systematic analysis from the Global Burden of Disease Study 2019.» 2021. Vol. 397, S. 2337–2360.

[9] WHO (2021). «WHO global report on trends in prevalence of tobacco use 2000-2025.» 4. Ausgabe. Genf, Weltgesundheitsorganisation WHO. Download.

[10] Global Burden of Disease Study 2019 Tobacco Collaborators. 2021. In: The Lancet. «Spatial, temporal, and demographic patterns in prevalence of smoking tobacco use and attributable disease burden in 204 countries and territories, 1990–2019: a systematic analysis from the Global Burden of Disease Study 2019.» 2021. Vol. 397, S. 2337–2360.

[11] WHO, 2021. WHO Report on the Global Tabacco Epidemic, 2021 – Addressing new and emerging products. Genf, Weltgesundheitsorganisation WHO. Download.

[12] Inchley, Jo; Currie, Dorothy; Budisavljevic, Sanja; Torsheim, Torsheim; Jåstad, Atle; Cosma, Alina; Kelly, Colette; Arnasson, Arsael M., 2020a. Spotlight on adolescent health and well-being. Findings from the 2017/2018 Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) survey in Europe and Canada. International report. Volume 1. Wichtigste Erkenntnisse. Kopenhagen. WHO Regional Office for Europe. 2020. Weltgesundheitsorganisation WHO. Genf. Download.

[13] Inchley J., Currie D., Budisavljevic S., Torsheim T., Jastad A., Cosma A. et al. (Hsg.). 2020b. Spotlight on adolescent health and well-being. Findings from the 2017/2018 Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) survey in Europe and Canada. International report. Volume 2. Wichtigste Zahlen. Kopenhagen. WHO Regional Office for Europe. 2020. Download.

[14] WHO. «Global Youth Tobacco Survey.» who.int/teams/noncommunicable-diseases/surveillance/systems-tools/global-youth-tobacco-survey, eingesehen am 23. Februar 2022.

[15] WHO. «Global School-based Student Health Survey.» who.int/teams/noncommunicable-diseases/surveillance/systems-tools/global-school-based-student-health-survey, eingesehen am 23. Februar 2022.

[16] WHO (2021). «WHO global report on trends in prevalence of tobacco use 2000-2025.» 4. Ausgabe. Genf, Weltgesundheitsorganisation WHO. Download.

[17] Global Burden of Disease Study 2019 Tobacco Collaborators. 2021. In: The Lancet. «Spatial, temporal, and demographic patterns in prevalence of smoking tobacco use and attributable disease burden in 204 countries and territories, 1990–2019: a systematic analysis from the Global Burden of Disease Study 2019.» 2021. Vol. 397, S. 2337–2360.

[18] Inchley J., Currie D., Budisavljevic S., Torsheim T., Jastad A., Cosma A. et al. (Hsg.). 2020b. Spotlight on adolescent health and well-being. Findings from the 2017/2018 Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) survey in Europe and Canada. International report. Volume 2. Wichtigste Zahlen. Kopenhagen. WHO Regional Office for Europe. 2020. Download.

AT Schweiz, Juli 2022