Tabakbedingte Mortalität und Morbidität


  • Schätzungen zufolge sind in der Schweiz 2017 rund 9500 Menschen an tabakbedingten Krankheiten gestorben. Dies entspricht 26 Todesfällen pro Tag.
  • Die dem Tabakkonsum zuzuschreibende Mortalitätsrate betrug 2017 brutto 112 Todesfälle pro 100 000 Einwohner:innen. Somit war Tabakkonsum 2017 die Ursache von 14,2 Prozent der Todesfälle in der Schweiz.
  • 2017 gingen 29 Prozent der dem Tabak zuzuschreibenden Todesfälle auf Lungenkrebs, 16 Prozent auf andere Krebsarten, 17 Prozent auf Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD), 17 Prozent auf ischämische Herzerkrankungen und 9 Prozent auf weitere Herzkrankheiten zurück.
  • Tabakbedingt verfrühte Todesfälle kommen auch in relativ jungen Altersgruppen vor. So verstarben 2015 nicht weniger als 480 Menschen im Alter von 35 bis 54 Jahren und 1258 Menschen im Alter von 55 bis 64 Jahren wegen tabakbedingter Krankheiten verfrüht.
  • Neben den Todesfällen sind auch gewisse heilbare Krankheiten dem Tabakkonsum zuzuschreiben, sei es ganz (Tabak als einzige Ursache; zuzuschreibender Anteil 100 %), hauptsächlich (75 %–99 %) oder teilweise (< 75 %).
  • Mit jährlich mehr als 4 Hospitalisierungen pro 1000 Einwohner:innen ist die Diagnose Psychische und Verhaltensstörungen durch Tabak die häufigste Krankheit, die dem Tabakkonsum vollständig zuzuschreiben ist.
  • Die häufigsten Diagnosen, die hauptsächlich dem Tabakkonsum zuzuschreiben sind (zuzuschreibender Anteil 75 %–99 %), sind Paroxysmale Tachykardie, Vorhofflattern und Vorhofflimmern, sonstige kardiale Arrhythmien (jährlich > 7 Hospitalisierungen pro 1000 Einwohner:innen) und Bronchitis, Emphyseme und sonstige chronische obstruktive Lungenkrankheiten (> 4 pro 1000).
  • Knapp ein Viertel der Täglich-Rauchenden (23,4 %) fühlen sich einer mittleren oder höheren psychischen Belastung ausgesetzt.

Laut Schätzungen waren 2019 weltweit 7,7 Millionen Todesfälle auf Tabakkonsum zurückzuführen (GBD 2019 Tobacco Collaborators, 2021[1]). Der Tabakkonsum ist einer der grössten Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten (NCD) und damit verbundene Todesfälle. So ist es für die Schweiz beispielsweise nachgewiesen, dass Rauchende im Vergleich zu Nicht-Rauchenden ein erhöhtes Todesrisiko nicht nur krebsbedingt, sondern auch aufgrund von Herz-Kreislauf- und anderen Erkrankungen (ohne Krebs und Herz-Kreislauf) aufweisen (Maag et al., 2013[2]). Zudem wird davon ausgegangen, dass rund ein Viertel der erwachsenen Rauchenden, die in jungen Jahren mit Rauchen angefangen haben, zwischen 35 und 69 Jahren an einer tabakbedingten Krankheit stirbt und ein weiteres Viertel aus demselben Grund ab 70 verfrüht stirbt (Doll et al., 2004[3]). Gemäss diesen Modellrechnungen leben Rauchende zehn Jahre kürzer als Nicht-Rauchende.

Mortalität: Jährlich 9500 Todesfälle in der Schweiz

Die letzten Schätzungen zur tabakbedingten Mortalität in der Schweiz stammen aus dem Jahr 2017 (Obsan, 2022[4]). Demnach waren 9496 verfrühte Todesfälle dem Tabak zu attribuieren, was für das fragliche Jahr einem Anteil von 14,2 Prozent aller Todesfälle entspricht. Durchschnittlich lassen sich also über 26 Todesfälle pro Tag auf das Rauchen zurückführen. Die entsprechende Mortalitätsrate beträgt jährlich brutto 112 Todesfälle pro 100 000 Einwohner:innen. Betroffen waren mehrheitlich Männer (5987 Todesfälle, 3509 unter Frauen), aber der Geschlechterunterschied nimmt seit mehreren Jahrzehnten ab.

Bei den spezifischen Ursachen gingen tabakbedingten Todesfälle 2017 in 29 Prozent der Fällen auf Lungenkrebs, in 16 Prozent auf andere Krebsarten zurück (Abb. B1). Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) und ischämische Herzerkrankungen waren für je 17 Prozent dieser Todesfälle verantwortlich, weitere Herzkrankheiten für 9 Prozent. Weitere tabakbedingte Todesursachen waren zerebrovaskuläre Erkrankungen (4 % der Todesfälle), weitere Kreislaufkrankheiten (4 %), Krankheiten wie Lungenentzündung, Grippe und Tuberkulose (3 %) sowie Diabetes mellitus (1 %).

Anteil der tabakbedingten Todesfälle 2017 nach Todesursache

Abbildung B1: Anteil der tabakbedingten Todesfälle 2017 nach Todesursache (Obsan, 2022[5]).

Detailliertere Schätzungen für 2015 – sie wiesen damals 9535 diesbezügliche Todesfälle aus – haben die tabakbedingte Sterblichkeit in der Schweiz nach Altersgruppen aufgeschlüsselt (Mattli et al., 2019[6]). Wie zu erwarten waren die Seniorinnen und Senioren (65–74 und über 75 Jahre) am meisten von tabakbedingt verfrühten Todesfällen betroffen. Doch waren im selben Jahr nicht weniger als 480 Menschen mit 35 bis 54 Jahren und 1258 Menschen mit 55 bis 64 Jahren wegen tabakbedingter Krankheiten verfrüht verstorben.

Tabakbedingte Morbidität

Die tabakbedingte Morbidität wird unter anderem im Schweizer Monitoring-System Sucht und nichtübertragbare Krankheiten (MonAM) des Bundesamts für Gesundheit BAG indirekt mit dem Indikator «Substanzkonsum und psychische Belastung» untersucht (Obsan, 2022[7]). Dieser Indikator wurde auf der Datengrundlage der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) 2017 errechnet und zeigt, dass die Täglich-Rauchenden mit 23,4 Prozent (28,6 % der Raucherinnen, 19,2 % der Raucher) deutlich öfter eine «mittlere oder hohe psychische Belastung» auswiesen als Menschen mit risikoarmem Konsum[8], bei denen dieser Anteil bei 13,0 Prozent liegt (Männer und Frauen).

Ältere Analysen der Medizinischen Statistik der Krankenhäuser des BFS, welche die Diagnosen gemäss Internationaler statistischer Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) der WHO (WHO, 2008[9]) berücksichtigen, bieten weiterführende Informationen zu gewissen tabakbedingten Morbiditätsfaktoren. Das Suchtmonitoring Schweiz hat die Daten 2008 der Medizinischen Statistik der Krankenhäuser analysiert und dabei als häufigste tabakbedingte Diagnose Psychische und Verhaltensstörungen durch Tabak (ICD-10-Code F17) ermittelt, auf die jährlich über 4,08 Hospitalisierungen pro Jahr zurückgehen (Suchtmonitoring Schweiz, 2013–2022[10]). Andere vollständig dem Tabakkonsum attribuierbaren Krankheiten – Toxische Wirkung von Tabak und Nikotin (T65.2) und Schädigung des Föten und Neugeborenen durch Tabakkonsum der Mutter (P04.2) – waren deutlich seltener. Bei den teilweise dem Tabakkonsum attribuierbaren Krankheiten – also Erkrankungen, deren Anteile oder zuzuschreibenden Teile 75 bis 99 Prozent betragen – war mit 7,22 Fällen auf 1000 Einwohner:innen die Diagnose Paroxysmale Tachykardie, Vorhofflattern und Vorhofflimmern, sonstige kardiale Arrhythmien (I47–I49) am häufigsten (Suchtmonitoring Schweiz, 2013–2022[11]). Somit lag sie höher als die Diagnosen Bronchitis, Emphyseme und sonstige chronische obstruktive Lungenkrankheiten (J40–J44; 4,31 Fälle pro 1000) und Pulmonale Herzkrankheiten und Krankheiten des Lungenkreislaufes (I26–I28; 1,83 Fälle).


[1] The Lancet. «Spatial, temporal, and demographic patterns in prevalence of smoking tobacco use and attributable disease burden in 204 countries and territories, 1990–2019: a systematic analysis from the Global Burden of Disease Study 2019.» 2021. Vol. 397, S. 2337–2360.

[2] Maag, Judith; Braun, Julia; Bopp, Matthias; Faeh, David. «Swiss National Cohort, Direct Estimation of Death Attributable to Smoking in Switzerland Based on Record Linkage of Routine and Observational Data.» In: Nicotine & Tobacco Research. 2013, Vol. 15, S. 1588–1597.

[3] Doll, Richard; Peto, Richard; Boreham, Jillian; Sutherland, Isabelle. «Mortality in relation to smoking: 50 years observations on male British doctors.» In: BMJ. 2004, Vol. 328, S. 1519–1528.

[4] «MonAM – Tabakbedingte Mortalität.» https://ind.obsan.admin.ch/indicator/monam/tabakbedingte-mortalitaet; eingesehen am 11. März 2022.

[5] «MonAM – Tabakbedingte Mortalität.» https://ind.obsan.admin.ch/indicator/monam/tabakbedingte-mortalitaet; eingesehen am 11. März 2022.

[6] Mattli, Renato; Farcher, Renato; Dettling, Marcel; Syleouni, Maria-Eleni; Wieser, Simon. Die Krankheitslast des Tabakkonsums in der Schweiz: Schätzung für 2015 und Prognose bis 2050. Winterthur, Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie, School of Management and Law, ZHAW; Institut für Datenanalyse und Prozessdesign, School of Engineering, ZHAW.

[7] «MonAM – Substanzkonsum und psychische Belastung (Alter: 15–74).» ind.obsan.admin.ch/indicator/monam/substanzkonsum-und-psychische-belastung-alter-15-74; eingesehen am 11. März 2022.

[8] Konkret: Menschen, die nicht täglich rauchen, keinen chronisch risikoreichen Alkoholkonsum haben, Cannabis nicht täglich oder fast täglich konsumieren und in den letzten 12 Monaten keine illegalen Substanzen konsumiert haben.

[9] WHO. «ICD-10 Version 2008.» icd.who.int/browse10/2008/en; eingesehen am 11. März 2022.

[10] Suchtmonitoring Schweiz. «Tabak – Morbidität und Verletzungen – Vollständig attribuierbare Krankheiten.» suchtmonitoring.ch/de/1/6-2.html?tabak-morbiditat-und-verletzungen-vollstandig-attribuierbare-krankheiten; eingesehen am 11. März 2022.

[11] Suchtmonitoring Schweiz. «Tabak – Morbidität und Verletzungen – Teilweise attribuierbare Krankheiten.» suchtmonitoring.ch/de/1/6-3.html?tabac-morbidite-et-blessures-maladies-partiellement-attribuables; eingesehen am 11.03.2022.

AT Schweiz, Juli 2022