Passivrauch

Die schädlichen Auswirkungen des Passivrauchens sind seit 1928 bekannt. In den 1970er Jahren wuchs das wissenschaftliche Interesse an möglichen gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Passivrauchens. Seitdem haben sich in Studien aus allen Teilen der Welt Hinweise auf Gesundheitsschäden durch Passivrauchen angesammelt. Dennoch ist Passivrauch nach wie vor ein gewichtiger und weit verbreiteter Luftverschmutzer in Innenräumen sowie in Aussenbereichen in vielen Ländern und an öffentlichen Orten.

Umfassende Gesetze zum Schutz vor der Belastung durch Passivrauch an allen Arbeitsplätzen in Innenräumen und an öffentlichen Plätzen wurden in einigen Ländern eingeführt, aber 93 % der Weltbevölkerung leben immer noch in Ländern, in denen keine umfassenden gesetzlichen Bestimmungen bezüglich rauchfreier öffentlicher Orte und Innenräume gelten, so auch die Schweizer Bevölkerung.

Krankheitslast durch Passivrauchen

Forschende schätzen, dass Passivrauchen im Jahr 2004 weltweit 603.000 Todesfälle und 10,9 Millionen verlorene gesunde Lebensjahre (DALYs) verursacht hat, was 1,0 % aller Todesfälle und 0,7 % der weltweiten Krankheitslast in DALYs entspricht. Kinder sind dem Passivrauchen stärker ausgesetzt als jede andere Altersgruppe, und derweil sind sie nicht in der Lage, der Hauptquelle der Exposition auszuweichen - nämlich enge Verwandte, die zu Hause oder in ihren Autos rauchen. Ausserdem sind Kinder die Altersgruppe, für die es die deutlichsten Hinweise für Schäden durch Passivrauchen gibt.

Prävalenz der Passivrauchbelastung in der Schweiz

Eine Schweizer Studie zeigte, dass im Jahr 2009 78 % der 14- bis 65-Jährigen in Restaurants Tabakrauch ausgesetzt waren: 13% für mindestens 3 Stunden pro Woche, 23% 1 bis 2 Stunden und 26% weniger als 1 Stunde pro Woche. Zehn Prozent (10 %) der Nichtraucher waren mindestens 3 Stunden pro Woche dem Passivrauchen ausgesetzt.

Die Forschenden stellten fest, dass junge Menschen am stärksten dem Tabakrauch Anderer ausgesetzt sind, was zum Teil auf ihr aktives Sozialverhalten und den häufigen Umgang mit Gleichaltrigen zurückzuführen ist. Aufgrund des überdurchschnittlich hohen Anteils an Raucher und Raucherinnen in dieser Altersgruppe ist es besonders wahrscheinlich, dass Jugendliche auf gleichaltrige Rauchende treffen.

Am 1. Mai 2010 trat in der Schweiz ein schwaches und nicht umfassendes nationales Gesetz zum Schutz vor Passivrauchen in Kraft (Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauch). Seitdem wurden keine weiteren Fortschritte bei der Bekämpfung des Passivrauchs erzielt und Rauchen ist in ausgewählten Bereichen in Innenräumen weiterhin möglich.

Tertiärrauch

Als Tertiärrauch (od. „Third-hand smoke“) bezeichnet man die Verunreinigungen, die nach dem Passivrauchen (also durch Sekundärrauch) in der Luft verbleiben. Er bezieht sich auf die tabakbedingten Gase und Partikel, die sich in Materialien wie der Kleidung eines Rauchers, dem Teppich, den Wänden, Möbeln, Decken und Spielzeug festsetzen. Beim Passivrauchen handelt es sich nicht um Rauch im eigentlichen Sinne, sondern um Chemikalien, die an Oberflächen haften, von denen sie wieder in die Luft abgegeben werden können, sich chemisch umwandeln und/oder anreichern.

Aufgrund von Untersuchungen der letzten Jahre konnten Forschende feststellen, dass Tabakrauch in Form von Tertiärrauch allgegenwärtig ist. Laborstudien haben gezeigt, dass die chemischen Reaktionen, die während der Alterung von Tabakrauchrückständen stattfinden, sekundäre Schadstoffe produzieren. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass diese Extrakte aus dem Tertiärrauch die Zellproliferation und das Zellwachstum hemmen und in In-vitro-Systemen Schäden an der DNA und den Mitochondrien verursachen.

Kinder sind am anfälligsten für Schädigungen durch das Passivrauchen und haben tendenziell mehr Husten- und Auswurfsymptome als nicht exponierte Kinder.

Weitere Informationen

Quellen

CDC (2019): Going Smokefree Matters: Multiunit Housing. Online: //www.cdc.gov/tobacco/basic_information/secondhand_smoke/going-smokefree-matters/multi-unit/index.html, zuletzt aktualisiert am 12.07.2021, zuletzt geprüft am 12.07.2021.

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Radtke, T., Keller, R., Krebs, H., & Hornung, R. (2010). Passivrauchen in der Schweizer Bevölkerung 2009. Tabakmonitoring–Schweizerische Umfrage zum Tabakkonsum.

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