Schadstoffe im Tabakrauch

Tabakrauch enthält verschiedene gesundheitsgefährdende Schadstoffe. Bei jedem Zigaretten-, HTP- oder ENDS-Konsum wird die Lunge mit Tabakrauch bzw. erhitzten Aerosolen überflutet. Über die Blutbahn verteilen sich die verschiedenen Stoffe und Chemikalien im gesamten Körper.

Nikotin

Nikotin gilt neben Kokain und Heroin als eine der an den stärksten süchtig machenden Substanzen. Einige Studien haben gezeigt, dass Nikotinabhängigkeit sogar vererbbar ist, mütterlicherseits und grossmütterlicherseits weitergegeben wird. Insbesondere Zigaretten und ENDS sind hocheffiziente Nikotinabgabegeräte und es gibt Hinweise darauf, dass Raucher sehr schnell süchtig werden können. Über die Lunge kommt das Nikotin ins Blut, überwindet die Blut-Hirn-Schranke und erreicht nach 9 bis 19 Sekunden (schneller als nach einer Spritze in eine Vene) das Gehirn. Es ist bekannt, dass Nikotin schwerwiegende unerwünschte Wirkungen hat und darüber hinaus stark süchtig macht.  Wie in verschiedenen Studien gezeigt wurde, sind die biologischen Auswirkungen von Nikotin weit verbreitet und erstrecken sich auf alle Systeme des Körpers, einschließlich des Herz-Kreislauf-, Atemwegs-, Nieren- und Fortpflanzungssystems. Nikotin unterdrückt die Immunantwort, indem es wichtige Prozesse des Immunsystems beeinträchtigt. Da die Inhalation von Nikotin durch erhitzte Aerosole auch die Lungenempfindlichkeit beeinträchtigt und Lungenentzündungen sowie Lungenverletzungen fördert, gibt es immer mehr Gründe für die Annahme, dass Nikotin unabhängig davon, ob es mit Zigaretten oder ENDS konsumiert wird, eine nachteilige Rolle für die Lungengesundheit spielt und man einem erhöhten Risiko für bakterielle und virale Infektionen ausgesetzt sein kann.

Körperliche Abhängigkeit

Entscheidend für die körperliche Abhängigkeit ist die Wirkung auf das Gehirn. Hier fördert Nikotin vorwiegend die Ausschüttung von Dopamin. Der Abbau von Nikotin führt zu Entzugserscheinungen wie verminderte Herzfrequenz, gesteigerter Appetit oder Gewichtszunahme und verursacht ein starkes Verlangen nach dem nächsten Nikotinreiz.

Psychologische Abhängigkeit

Neben der körperlichen Abhängigkeit gibt es auch eine psychische Abhängigkeit. Ein Marker für Nikotinabhängigkeit ist das Auftreten von Entzugssymptomen nach Beendigung des Konsums. Typischerweise gehören zu den körperlichen Symptomen nach dem Aufhören oder der Reduktion des Rauchens Rauchdrang, Reizbarkeit, Angstzustände, Konzentrationsschwierigkeiten, Unruhe und Schlafstörungen.

Gase

Der Tabakrauch ist ein Gemisch aus Gasen und festen Teilchen. Zu den Gasen gehören neben Stickstoff, Sauerstoff und Kohlendioxid (unschädlich für die Gesundheit) auch Giftstoffe wie zum Beispiel:

  • Kohlenmonoxid: bindet sich in den Lungenbläschen schneller als der Sauerstoff an die roten Blutkörperchen. Wer viel raucht, nimmt bis zu 15 Prozent weniger Sauerstoff auf. Kohlenmonoxid verursacht in erster Linie Gefässschäden.
  • Blausäure: kann nach akuter Exposition zu Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen führen
  • Stickoxid: reizt und schädigt die Atemwege.
  • Ammoniak: Ammoniakdämpfe reizen schon in geringer Dosis die Augen und Atemwege, Ammoniumverbindungen erhöhen die Suchtwirkung von Zigaretten.
  • Formaldehyd: ist krebserzeugend, das Gas reizt Augen und Atemwege.

Teer

Teer oder Kondensat umfasst die festen Teilchen des Tabakrauchs (Partikel) ohne deren Wasseranteil und ohne Nikotin. Die Inhaltsstoffe des Teers verursachen hauptsächlich Krebserkrankungen. Teer enthält vor allem

  • Kohlenwasserstoffe (krebserzeugend),
  • Phenole (krebserzeugend, reizt die Schleimhäute)‚
  • Benzole (krebserzeugend),
  • Nitrosamine (krebserzeugend),
  • verschiedene Schwermetalle wie Cadmium (krebserzeugend, kann langfristig die Nieren schädigen), Blei (krebserzeugend, kann nach langer Exposition Gehirn, Nieren, Nervensystem und rote Blutkörperchen schädigen, gefährdet den Fötus) und Nickel (krebserzeugend, reizt die Atemwege, verursacht Lungenentzündung).

Filterzigaretten erhöhen Krebsrisiko

Zigaretten mit kleinen Luftlöchern im Papier und einem Filter erhöhen das Lungenkrebsrisiko. Die Raucherinnen und Raucher saugen stärker an Filterzigaretten und ziehen den Tabakrauch tief in die Lunge hinein. Die Schadstoffe des Tabakrauchs dringen so bis in die winzigen Lungenbläschen vor. Das Gesetz verbietet deshalb falsche Bezeichnungen, die den Eindruck erwecken können, ein Tabakprodukt sein weniger schädlich als andere. Sogenannt milde oder leichte, aber auch Filterzigaretten haben eine ebenso grosse Suchtwirkung und sind ebenso schädlich wie andere Zigaretten.

ENDS

Die Bedenken in Bezug auf E-Zigaretten konzentrieren sich in erster Linie auf die Nikotinexposition. Jüngste Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass Benutzer von ENDS auch verschiedenen Zusatzstoffen ausgesetzt sind, darunter Aldehyde, Feinstaub, Metalle und andere Zusatzstoffe. Ausserdem werden oft chemische Aromen verwendet, die mit schweren Atemwegserkrankungen in Verbindung gebracht werden.

Quellen

2014 Surgeon General's Report: The Health Consequences of Smoking - 50 Years of Progress www.cdc.gov/tobacco/data_statistics/sgr/50th-anniversary/index.htm.

Action on Smoking and Health (2014), factsheet no:12 What's in a cigarette? www.ash.org.uk/information/facts-and-stats/essential-information.

Deutsches Krebsforschungszentrum (2015) Gesundheitsrisiko Nikotin. Fakten zum Rauchen, Heidelberg www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/Fakten_zum_Rauchen.html.

Mishra A, Chaturvedi P, Datta S, Sinukumar S, Joshi P, Garg A. Harmful effects of nicotine. Indian Journal of Medical and Paediatric Oncology : Official Journal of Indian Society of Medical & Paediatric Oncology 2015;36: 24–31.

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Rabinoff, M., Caskey, N., Rissling, A., & Park, C. (2007). Pharmacological and chemical effects of cigarette additives. American Journal of Public Health, 97(11), 1981-1991.

Allen JG, Flanigan SS, LeBlanc M, Vallarino J, MacNaughton P, Stewart JH, et al. Flavoring Chemicals in E-Cigarettes: Diacetyl, 2,3-Pentanedione, and Acetoin in a Sample of 51 Products, Including Fruit-, Candy-, and Cocktail-Flavored E-Cigarettes. Environmental health perspectives 2016;124: 733–9.

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Merkblatt: Tabakrauch unter dem Mikroskop

 

 

 

 

 

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